117’800 bedürftige Kinder und Erwachsene in Osteuropa haben im vergangenen Jahr ein Päckli erhalten – davon rund 900 aus Kerzers und der Umgebung.
Auch in diesem Jahr wird es im Kriegsgebiet in der Ukraine wieder Weihnachten. Ebenso in den vielen bedürftigen Familien in Moldawien, in Dorfschulen, Kinder- und Altersheimen in Osteuropa. Die Päckli aus der Schweiz strahlen Hoffnung aus im trüben Alltag.
Die Sammlung in Kerzers vom 13. bis 16. November wird wiederum vom Evangelischen Gemeinschaftswerk EGW und der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde organisiert. Beim Coop, Spar oder Migros werden einzelne Artikel für die Päckli oder gleich ganze Päckli zu folgenden Zeiten entgegengenommen: Freitag, 15. November von 16 bis 19 Uhr und am Samstag, 16. November von 8 bis 12 Uhr. Am Mittwoch, 13. November ist von 16:30 bis 19 Uhr die Materialabgabe auch im Kafi 8 (Kreuzgasse 8 beim Entenweiher) möglich – gegen einen Gratis-Kaffee. Alles Material wird dort zu Weihnachtspäckli verarbeitet. In Müntschemier steht vom 8. bis 14. November beim VOLG ein Wägeli bereit, in das Artikel gelegt werden können. Am Freitag, 15. November können von 16 bis 18 Uhr ganze Päckli im Vereinshaus an der Neuengasse 17 abgegeben werden. Auch in Ried, Ins, Murten, Aarberg usw. sind in diesen Wochen viele Freiwillige am Päckli machen.
Gemeinsames Engagement
Vier Schweizer Hilfswerke organisieren die Aktion Weihnachtspäckli gemeinsam. Sie sammeln die Päckli und transportieren sie in die Ukraine, nach Moldawien, Rumänien, Belarus, Estland, Albanien, Bulgarien, Serbien und in den Kosovo. Lokale Partnerinnen und Partner verteilen sie an Kinder in Schulen und Heimen, an verarmte Familien, Pensionierte, Geflüchtete und Menschen mit gesundheitlichen Problemen.
Päckli für Erwachsene und Kinder
In ein Kinderpäckli gehören Schulmaterial, Toilettenartikel, Spielzeug und Süssigkeiten. Päckli für Erwachsene enthalten hauptsächlich Lebensmittel und Toilettenartikel. Die Packlisten befinden sich auf dem Flyer zur Aktion Weihnachtspäckli und auf www.weihnachtspäckli.ch. Die Inhaltsangaben sind verbindlich. So können die Päckli problemlos in ihre Bestimmungsländer eingeführt werden und sind gleichwertig.
In einigen Ländern in Osteuropa und Zentralasien erschweren weite Distanzen oder spezielle Auflagen den Import von Weihnachtspäckli aus der Schweiz. Mit Geldspenden aus der Schweiz kaufen die Mitarbeitenden da vor Ort Geschenke und verteilen sie an Bedürftige.
Ein Päckli schenkt Hoffnung und Weihnachtsfreude
Päcklimacher schenken mit ihrem Päckli einem bedürftigen Mitmenschen Hoffnung und Weihnachtsfreude! Rund 500 Sammelstellen in der ganzen Schweiz nehmen bis zum 23. November 2024 Päckli entgegen. Weitere Informationen gibt’s unter www.weihnachtspäckli.ch.
Koordinatorin für die Sammlung in Kerzers:
Mirjam Lehmann-Ritter, Fräschels, Tel. 031 755 40 93, mirjam.lehmann [at] egw-kerzers.ch (mirjam[dot]lehmann[at]egw-kerzers[dot]ch).
Begegnungen bei der Päckliverteilung
Weihnachten in der Ukraine
Svetlana und Ivan begutachten Hosen und Jacken in einer Kleiderstube in der Westukraine. Sie flohen nach Kriegsausbruch mit zwei Taschen aus Mariupol hierher. Alles andere mussten sie zurücklassen. Ivan kommen die Tränen, wenn er von früher berichtet: Von ihrem Haus in der Nähe des Meeres und von den Grosskindern, die im Garten spielten …
Heute sind die Senioren dankbar für alle Unterstützung. Ihre Renten von je 50 Franken reichen nirgends hin: «Am Anfang lebten wir mit zehn anderen Personen in einem alten Haus. Jetzt wohnen wir allein dort. Es ist zwar feucht, aber wir haben einen Gemüsegarten. Und wir erhalten hier Kleidung und Nahrungsmittel. Das ist eine grosse Hilfe. Unsere Familie ist über das ganze Land verteilt. Die Töchter können uns kaum unterstützen. Eine lebt in der Ostukraine und arbeitet in der Armee. Die andere ist Polizistin. Ihr Mann wurde von Granatsplittern schwer verwundet. Er ist aus dem Koma erwacht, aber ob er jemals wieder gehen kann, wissen wir noch nicht. Und in einer Hand stecken so viele Splitter, dass man sie nicht herausoperieren kann.» Ivan seufzt.
Und dann überreichen die lokalen Mitarbeitenden ihm und seiner Frau ein grosses Weihnachtspäckli aus der Schweiz. Ein Leuchten erhellt ihre Gesichter. Für Ivan und Svetlana ist das Päckli ein Zeichen dafür, dass sie nicht allein sind. Es gibt Menschen in der Schweiz, die an sie denken – und es wird Weihnachten, auch im Krieg!
Weihnachten in Moldawien
Die Weihnachtsfeier für Menschen mit Beeinträchtigung ist vorbei. Der siebenjährige Mihail drückt das Weihnachtspäckli, das er soeben erhalten hat, begeistert an sich. «Danke! Bitte sagen Sie das den Leuten, die mein Päckli gemacht haben. Ich habe noch nie im Leben so ein Geschenk erhalten. Das werde ich nie vergessen! Danke, dass Sie meinen Geschwistern, mir und auch meinen Eltern eine solch grosse Freude machen!»
Mihails Mama, Aljona, steht daneben und strahlt mit ihrem Sohn um die Wette: «Ich will ehrlich sein, seit Mihails Geburt konnten wir weder ihm noch unseren anderen fünf Kindern zu Weihnachten und an Geburtstagen etwas schenken. Wir haben schlicht kein Geld dafür.» Und dann laufen Tränen über ihre Wangen: «Vielen Dank, ihr lieben, freundlichen und grosszügigen Menschen aus der Schweiz!»
Aljona erzählt von ihrer Kindheit auf dem Land in einer armen, aber arbeitsamen Familie und von der Heirat mit einem jungen Mann aus dem Nachbardorf, der wie sie direkt nach der Schulzeit auf den Feldern im Dorf arbeitete … «Als unsere Kinder geboren wurden, merkten wir rasch, dass wir sie mit unseren mageren Löhnen nicht ernähren konnten. Mein Mann machte eine Ausbildung im Baugewerbe und fand bald eine gut bezahlte Anstellung in Chişinău. Nach wenigen Jahren konnten wir uns eine moderne Wohnung in der Stadt kaufen.
Dann kam Mihail zur Welt. Schon bald realisierten wir, dass mit seinen Augen etwas nicht stimmte. Er fokussierte nie auf einen Gegenstand, war sehr ängstlich und schreckhaft. Die Ärzte hier fanden nichts. Also reisten wir zu einem Spezialisten nach Odessa in die Ukraine. Dieser diagnostizierte einen bösartigen Gehirntumor. Das war ein Schock für uns. Die operative Entfernung kostete rund 3’000 Franken. Wir hatten Erspartes und willigten sofort ein, um Mihails Leben zu retten. Doch nach einigen Monaten wuchs der Tumor erneut. Für die zweite Operation mussten wir bei der Bank einen Kredit aufnehmen. Und für drei weitere Operationen in der Türkei verkauften wir unsere schöne Wohnung und nahmen einen zweiten Kredit auf. Ich weiss nicht mehr, wie wir es schafften, aber wie durch ein Wunder hatten wir immer genug zu essen und Kleider für die Kinder. Wir kämpften wie Fische auf dem Trockenen, aber wir gaben nicht auf.
Jetzt leben wir wieder in unserem alten Häuschen im Dorf und stottern die hohen Schulden ab. In den vergangenen Jahren sind viele Leute verarmt. Es wird weniger gebaut und mein Mann verdient nur noch rund 200 Franken im Monat. Doch unser Mihail lebt! Der Tumor ist weg, dafür sind wir von Herzen dankbar. Mihail braucht eine starke Brille, aber er entwickelt sich prächtig und geht mit den anderen Kindern in die erste Klasse.
Dankbar bin ich auch für die Hilfe aus der Schweiz: Für die Lebensmittel, das Brennholz im Winter und ganz besonders für die Weihnachtspäckli. An der Feier für Kinder mit Beeinträchtigungen haben wir zusammen gesungen und die Weihnachtsgeschichte gehört. Die Leute von der lokalen Kirchgemeinde haben für unsere Kinder gebetet und ihnen ein Päckli geschenkt. Das hat mich sehr berührt. Herzlichen Dank!»